Am Montag hat nun unser eigentliches Projekt gestartet. Wir unterrichten nun die nächsten 5 Wochen an der Ndama Primary School in Rundu. Die Schule hat im Jahr 1979 mit 7 Kindern gestartet, mittlerweile sind rund 1'825 Schülerinnen und Schüler (hier: "learners") angemeldet.
Eigentlich geht es darum, sich in der ersten Woche etwas einen Überblick zu verschaffen und während verschiedenen Hospitationen zu erfahren, wie der Schulalltag hier aussieht. Danach würden wir einige Lektionen selber übernehmen, Methoden und Dinge ausprobieren, die wir als lohnenswert erachten, Teamteaching mit lokalen Lehrpersonen zu machen und uns über den Unterricht auszutauschen. Hört sich alles wunderbar an - ist aber sehr, sehr schwierig. Wir wurden beide einer Lehrperson zugeteilt, Iris bei einer auf der 5. Stufe, ich bei einer Lehrerin auf der 6. und 7. Stufe. Nebst allen kulturellen Problemen, die Gespräche schwer bis unmöglich machen ist die Vorstellung von Unterricht hier natürlich eine völlig andere. Von Blosstellen und Körperstrafen bis hinüber, dass die Lehrperson einfach aus der Klasse läuft oder gar nicht erst auftaucht haben wir in diesen drei Tagen alles schon erlebt. Hinzukommt, dass die Klassengrösse von 30 bis zu 50 Schülern reicht, die Schulzimmer sind jedoch fast kleiner als bei uns. Dass wir nicht mit einer gewaltigen Infrastruktur rechnen konnten, war uns von Anfang an klar, trotzdem ist es gar nicht so einfach, den Unterricht hier anders zu gestalten, als er bisher ist - purer Frontalunterricht.
Natürlich hat jede Medaille zwei Seiten und es gibt auch viel Spannendes hier, von dem wir profitieren können. Zur Zeit sind 10 Studenten von der University of Namibia hier und absolvieren während 4 Wochen ihr Praktikum. Diese sind interessiert an uns und den europäischen Vorstellungen von Unterricht und es ist sehr interessant, mit ihnen zu diskutieren. Auch die Kinder sind alle sehr neugierig und scheinen sich zu freuen, dass wir hier sind. Jedoch ist es für uns noch sehr schwer, diese Hierarchien und Autoritäten zu verstehen, die hier den Schulalltag bestimmen. Ein Kind wendet sich zum Beispiel ab, wenn es uns die Hand zum Grüssen gibt (auch wenn es von sich aus kommt und Hallo sagen will). Fragen würden die Kinder von sich aus nie etwas, einfach weil sie Angst haben. Dies ist zumindest unsere Interpretation.
Wenn hier eine Person beim Government arbeitet, ist sie praktisch "unkündbar". Das heisst, der Schulleiter hat keine Macht, seine Mitarbeiter/Lehrer zu beurteilen oder eben im schlimmsten Fall zu entlassen. Lehrer können sich also alles leisten, auch zum Beispiel am Morgen nicht aufzukreuzen, weil sie anscheinend kein Taxi bekommen haben. Selbst wenn man jedoch merkt, dass jemand fehlt, kann man nicht viel machen. Bestenfalls sitzen die Kinder dann einen Tag lang alleine im Schulzimmer.
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